Unterwegs auf den Pyramiden im Mansfelder Land

In der Region um Sangerhausen und Eisleben ragen spitze Abraumhalden in den Himmel. Schon von Halle an der Saale aus sind die künstlichen, kahlen Berge zu sehen. Wegen ihrer Form werden die Kegelhalden auch Pyramiden des Mansfelder Landes genannt.

Unterwegs sein auf den Pyramiden des Mansfelder Landes – für normal Sterbliche ist dies nur an wenigen Tagen des Jahres möglich. Dann zeigt es sich, wie viele Menschen von den gewaltigen graubraunen Gesteinshügeln der Bergbauregion fasziniert sind. Scharen von Schaulustigen, Neugierigen und Wanderern machen sich auf, den steinigen Weg zum Gipfel zu gehen.

Jährlich einmal im Mai und einmal im August laden die Sangerhausener Bergleute zur Haldenbesteigung der „Hohen Linde“ ein. Für die zünftige Begleitmusik ist die Schalmeienkapelle Martinsrieth zuständig, Hunger oder Durst muss auch niemand leiden. Wer seinen geringen Obolus zahlt und älter als sechs Jahre ist, kann den Gipfel stürmen.

Geröllweg auf den Gipfel der Hohen Linde

Ich denke, der Aufstieg ist für jeden machbar, der einigermaßen gut gehen kann, einfach ist er aber nicht. Es führt kein fester Pfad hinauf, vielmehr erinnert mich der lockere Abraum an das Geröllfeld an der Zugspitze. Hier geht es nicht im kraftsparenden Zickzack voran, wie auf vielen alpinen Hängen – schnurstracks, steil Geradeaus verläuft die Route zum Gipfel der Bergbauhalde Hohe Linde.

Wer besonnen geht, ist klar im Vorteil, überholt bald die schnaufenden Erstbesteiger, die schnellen Schrittes gestartet sind und sich nun am Sicherungsseil empor hangeln. Meine Füße stecken in den bewährten Wanderschuhen mit rutschfestem Profil und weil hier kein schattenspendender Baum am Wege steht, wird artig mit Sonnenschutz eingecremt und der Kopf bedeckt. Auf dem Gipfel trocknet ein frischer Wind den Schweiß, der Rundumblick ist grandios, reicht bis zum Petersberg und über das Harzvorland.

Wir stehen jetzt auf 15 Millionen Tonnen Abraum, der aus dem tiefen Schacht ans Tageslicht und per Hängeseilbahn zu diesem, rund 12 Hektar großen, Areal befördert wurde. Nach 34 Jahren war die Pyramide des Thomas-Münzer-Schachtes dann sieben Meter höher als die Cheopspyramide in Ägypten. Bei diesen 145 Metern blieb es, denn 1990 endete die aktive Bergbaugeschichte in Sangerhausen.

Ein einzigartiges Industriedenkmal

Von Weitem betrachtet, wirken die Kupferbergbauhalden kahl und unwirtlich, doch langsam wächst Gras darüber. Zumindest gedeihen einige Flechtenarten und Zwergmispeln bereits auf dem künstlichen Berg, nach Pionierart schlagen erste Birken hier Wurzel, ein einzigartiges Biotop entsteht. Dieser Bewuchs ist allerdings nur stellenweise zu sehen und wird noch viele Jahre dauern. Denn junge Pflanzen haben es nicht leicht auf diesem Boden, der kaum Wasser an der Oberfläche halten kann, mit Salzen und Schwermetallen durchsetzt ist und vorwiegend aus Zechsteinkalk, Rotliegendes und Anhydrit besteht.

Inzwischen ist die Hohe Linde zum Industriedenkmal erklärt worden. An den Tagen der Haldenbesteigung sind die Parkplätze in der unmittelbaren Umgebung rar. Deshalb empfiehlt es sich, am Tierheim Eschental oder Am Sportplatz von Lengefeld zu parken. Von dort ist die Pyramide zu Fuß erreichbar.

Hier sind die Termine für die Haldenbesteigung 2018 Hohe Linde in Sangerhausen: 27. Mai 2018 und 26. August 2018 Wolf-Fortschritt-Schacht in Volkstedt: 10. Juni 2018

Wer wird denn aufsteigen?

Dies ist die offizielle Schreibweise, auch wenn der Namensgeber Thomas Müntzer heißt.

One Reply to “Unterwegs auf den Pyramiden im Mansfelder Land”

  1. Danke für den guten Tipp Katrin. Ich war vor zwei Jahren schon einmal oben und empfehle unbedingt festes Schuhwerk.

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